wiedergefunden, neu begonnen

Der Namenlose, saß auf einem Fels vor dem alten Tempel an dem er seine Kindheit verbracht hatte. Sein Schwert ruhte über seiner Schulter und kalter Stahl berührte seinen Rücken. Der Gurt, der es befestigte, hatte sich über die Jahre perfekt an seinen Körper angepasst. Er genoss die Stille an diesem sonnigen Tag und sinnierte über seine Erinnerung an die jetzige Ruine.

Er ist durch die alten Gänge gezogen und hat sich seine Vergangenheit ins Gedächtnis gerufen. Die alte Bibliothek war seit langer Zeit unberührt. Bücher und Pergament zerfielen langsam aber sicher in den Regalen. Viele Geschichten stapelten sich bis unter die Decke. An den Säulen hingen längst ausgebrannte Fackeln und auf den Tischen des Bi­b­lio­the­kars sah man noch die Reste der Kerzen die schon ewig kein Feuer mehr trugen.

Der Großteil aller Rollen Pergament sind schon zu Staub zerfallen, Geschichten die nie jemand lesen würde. Wissen das schon vor langem verloren ging.

In den Regalen an den Wänden waren noch immer Bücher aus aller Herren Länder. Die meisten trugen die Spuren der Zeit und des Verfalls. Viele dieser Geschichten kannte er. Immer wieder hatte er sie gelesen. Manche davon hat er zu seiner Eigenen gemacht, bei anderen fand er Trost wenn er sich einsam fühlte.

Die Morgensonne schien durch die zerbrochenen Kristallfenster die einst von kundiger Hand gefertigt wurden. Er, ohne Namen, war durch die Gänge gestiegen. Die Staubschicht überall lies ihn kein Geräusch verursachen, wie ein Geist aus vergangen Tagen ist er an diesen leblosen Ort zurückgekehrt. Viele Gedanken schossen in ihm auf. Die verflossenen Tage erschienen vor seinem geistigen Auge.

Er fühlte eine kühle Brise als er so auf dem Fels saß, ein wenig Bitterkeit überkam ihn. Vor einer Ewigkeit, so schien es ihm, machte er sich hinaus in die Welt. Viele Schlachten hatte er geschlagen und doch ist er immer einsam auf dieser Erde gewandert. Er konnte sich auf sein Schwert verlassen, doch Freunde kamen und gingen. Jetzt ist er an den Anfang zurückgekehrt und fand sein ehemaliges Zuhause verlassen und leer vor.

Als er durch die Hallen und Korridore schlich war Weit und Breit kein Leben zu entdecken. Alles um ihn herum erschien ihm fremd. Schon seit Jahrhunderten war keine lebende Seele mehr hier gewesen. Er selbst kann auch nicht mehr sagen wie Lange es her ist das er diesen Ort hinter sich gelassen hatte. Zweifel kamen auf ob er überhaupt hätte gehen sollen.

Noch immer fühlte er sich nirgendwo zugehörig. Er hatte Talent in vielerlei Hinsicht, doch einige Geheimnisse blieben noch immer verborgen.
Die Bitterkeit wich der Trauer… eine Träne rann seine Wange hinab und wurde sogleich von der Sonne getrocknet. Die Bäume und Büsche wiegten sich im Wind und das Rascheln der Blätter spielte eine beruhigende Melodie.

Er war frei! Gerüstet! Zum Glück traf er immer wieder Menschen die für kurze Zeit den Weg mit ihm gehen.

Der Wind frischte kurzzeitig etwas auf und aus den Tiefen des Tempels wehte ein Stück Pergament an ihm Vorbei. Mit gekonnter Hand pflückte er es aus der Luft.

Es war ein Brief einer Freundin aus vergangen Tagen. Damals hatten Beide hier und da welche geschrieben.

Der Anfang war schon verfallen und doch war noch ein kurzer Auschnitt lesbar:

„…reicht es nicht einmal etwas zu nutzen, wie nur es selbst es bedarf?
Übung wird überflüssig, wenn man dem Natürlichen nachgeht.
Man kann alles MEHR machen, doch etwas ist immer da.
Dieses Etwas, so frei, so rein und echt.
Lass es bloß nicht allein, weil es sonst womöglich bricht.
Jag ihm nicht hinterher. Das nimmt ihm eines Tages die klare Sicht.“
@tellemannfrau

Er lächelte als er es las.
Die Worte seines Meisters hallten in seinem Geist:

„Die Engel sprechen durch den Mund unserer Nächsten zu uns, um uns Ratschläge zu erteilen.“

Er lies die Tore des Tempels offen und schwor sich regelmäßig zurück zukommen.
Er wollte seine eigene Geschichte niederschreiben und an diesem Ort hat er sich immer sicher gefühlt. Er wollte die Welt erkunden, Abenteuer erleben und endlich hatte er einen Punkt gefunden von dem aus er starten  und wann immer er mag zurückkehren kann. Obwohl er diesen Punkt all die Jahre kannte war er jetzt bereit darin zu Hause zu sein.

In der alten Bibliothek hatte er eine Kerze angezündet. Das warme Licht wärmte sein Herz und er ging gestärkt voran.

 

KreaOne

Hinterlasse einen Kommentar